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Anmaßung

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2021
Produzent
Heino Deckert
Buch/Regie
Chris Wright, Stefan Kolbe
Kamera
Stefan Kolbe
Schnitt/Ton
Chris Wright
Puppenspielerinnen
Nadia Ihjeij, Josephine Hock
Puppen
Peter Lutz
Bauten
Luise Ehrenwerth
Musik
Johannes Winde
Farbbestimmung
Alex Beyer, Stefan Kolbe
Produktionsleitung
Prisca Beyer
Herstellungsleitung
Tina Börner
Redaktion
Nicole Baum
Mitwirkende
Nadia Ihjeij, Josephine Hock, Steven Feelgood, Chris Wright, Stefan Kolb
Originalversion
(deutsch), auch mit englischen Untertiteln · 110 min. bei 25 fps · Farbe
FSK-Freigabe
ab 16 Jahren
Kinostart
22. Juli 2021

Inhalt

Wie begegnet man einem Mörder? Stellen Sie sich eine solche Begegnung vor. Was fühlen Sie? Können Sie sich auf einen solchen Menschen einlassen? Oder wäre da zwischen Ihnen und ihm immer die Tat? Genauer: Ihre Vorstellung der Tat?

Wer beschäftigt sich gern mit einem Verbrecher? Die Macher von „Anmaßung“ sehen hin, obwohl sich der Täter Stefan S. entzieht. Ersatz für das abwesende Tätergesicht finden sie, indem sie einer Handpuppe und zwei Handpuppenspielerinnen das Feld überlassen. Hinzu kommen Masken, Spiegelungen und Projektionen. Das Motiv der Fäden und Schnüre hält den Film zusammen, und der Kommentar aus dem Off hat die Courage, die Zweifel am eigenen Tun auszusprechen.

„Was sehen wir, wenn wir nichts sehen können?“ Diese Frage stellt Chris Wright, einer der beiden Regisseure, am Anfang aus dem Off. Es ist eine große Frage, eine, mit der Wright in ein zentrales Dilemma dokumentarischen Filmemachens vordringt. Was man in „Anmaßung“ nicht sieht, ist das Gesicht des wichtigsten Akteurs, Stefan S. Er sitzt in einem Brandenburger Gefängnis, lebenslang, Freigang ist möglich, die Entlassung auf Bewährung eine Perspektive, obwohl die Schuld schwer wiegt. Nachdem er sie gestalkt hatte, tötete Stefan S. eine Arbeitskollegin.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2021

Stimmen zum Film

Die spröde Form einer distanzierten, nie moralisierenden Erzählung fasziniert – und sie gewährt nicht nur Einblicke in den Gefängnisalltag und die Psyche eines Mörders, sondern auch in die Grundprobleme dokumentarischer Arbeit.
Stefan Grissemann, profil
Absolut beeindruckend! Bilder, die nicht mehr aus dem Kopf gehen…
Knut Elstermann, radioeins
Als Musterbeispiel für viele der ethischen Fragen, die sich gerade jetzt an das dokumentarische Kino stellen, ist Stefan Kolbes und Chris Wrights Film ein vielschichtiger Beitrag zur Diskussion.
Michael Meyns, programmkino.de
Den Zuschauer schickt dieser klug inszenierte Film auf eine Reise in menschliche Abgründe, die zwischen Mitleid und Abscheu schwanken läßt.
Christian Berndt, Deutschlandfunk
So denkt kein Mensch! -- Ein Gespräch übers Drehen mit Sexualmördern und Puppen
Silvia Hallensleben, die tageszeitung
Warum werden Menschen zu Mörder*innen? Das sind Fragen, die sich unweigerlich stellen. Stefan Kolbe und Chris Wright versuchen glücklicherweise nicht, sie umfänglich zu klären, sondern laden die Zuschauer*innen zur Auseinandersetzung ein, die neue Fragen aufwirft.
Inga Dreyer, Neues Deutschland
ANMASSUNG ist ein sehr starker Film in seiner Konfrontation mit der unangenehmen Alltäglichkeit von Gewalt, er mutet sie den Zuschauern so behutsam wie möglich zu und zeigt, wie notwendig dies zugleich ist.
Silvia Bahl, film-dienst
ANMASSUNG wird für das Publikum auf Umwegen eine Beschäftigung mit sich selbst, mit eigenen Erwartungen und Ansichten. Das ist faszinierend und frustrierend zugleich. Man hat im Anschluss an die zwei Stunden das Gefühl, sehr viel gelernt zu haben und gleichzeitig doch nicht vorangekommen zu sein.
Oliver Armknecht, film-rezensionen.de
ANMASSUNG ist ein Film über das Filmemachen. Was oft nur für einen kleinen Kreis von Spezialisten reizvoll klingt, für den großen Rest dagegen eher akademisch, wird hier zu einem ungewöhnlichen Seherlebnis. Wright und Kolbe inszenieren visuell ideenreich und spielen versiert mit Realitätsebenen und Verfremdungseffekten.
René Martens, zeit.de
Diese Verfremdung, die intensiven Debatten über die Grenzen der Wahrnehmung und der Darstellbarkeit heben den Film weit über die eigentliche Tat hinaus. Er wird zu einer klugen, selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem dokumentarischen Genre überhaupt, mit den Möglichkeiten der filmischen Wahrheitsfindung.
Knut Elstermann, radioeins