Filme aus dem Programm der Berlinale

Anmaßung

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2021
Buch/Regie
Chris Wright, Stefan Kolbe

Wie begegnet man einem Mörder? Stellen Sie sich eine solche Begegnung vor. Was fühlen Sie? Können Sie sich auf einen solchen Menschen einlassen? Oder wäre da zwischen Ihnen und ihm immer die Tat? Genauer: Ihre Vorstellung der Tat?

Wer beschäftigt sich gern mit einem Verbrecher? Die Macher von „Anmaßung“ sehen hin, obwohl sich der Täter Stefan S. entzieht. Ersatz für das abwesende Tätergesicht finden sie, indem sie einer Handpuppe und zwei Handpuppenspielerinnen das Feld überlassen. Hinzu kommen Masken, Spiegelungen und Projektionen. Das Motiv der Fäden und Schnüre hält den Film zusammen, und der Kommentar aus dem Off hat die Courage, die Zweifel am eigenen Tun auszusprechen.

„Was sehen wir, wenn wir nichts sehen können?“ Diese Frage stellt Chris Wright, einer der beiden Regisseure, am Anfang aus dem Off. Es ist eine große Frage, eine, mit der Wright in ein zentrales Dilemma dokumentarischen Filmemachens vordringt. Was man in „Anmaßung“ nicht sieht, ist das Gesicht des wichtigsten Akteurs, Stefan S. Er sitzt in einem Brandenburger Gefängnis, lebenslang, Freigang ist möglich, die Entlassung auf Bewährung eine Perspektive, obwohl die Schuld schwer wiegt. Nachdem er sie gestalkt hatte, tötete Stefan S. eine Arbeitskollegin.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2021

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Feriado. Erste Liebe

Ort
Ecuador/Nowegen
Jahr
2014
Buch/Regie
Diego Araujo

Auf so was hat Juan Pablo, den sie alle nur Juanpi nennen, ja wohl gar keinen Bock: schon wieder die großen Ferien bei seinem Onkel zu verbringen. Mit Cousins und Cousinen, mit denen er kaum etwas anfangen kann, weit weg von der Stadt in den Bergen. Zumal der Onkel gerade heftig in den Schlagzeilen ist durch skandalöse Bankgeschäften, mit denen er unzählige Menschen um ihre Ersparnisse gebracht hat. So oft es geht, haut Juanpi ab, das aufgeregten Chaos in der Familie ist gar nichts für den sensiblen Jungen, der gerne zeichnet und seinen Gedanken nachhängt. Auf einem seiner Streifzüge begegnet er dem hübschen Juano aus dem nahegelegenen Dorf und fühlt sich von ihm seltsam angezogen. Juano ist wild, hat schwarze Haare, hört Heavy Metal und schraubt an Motorrädern. So jemand ist Juan Pablo noch nie begegnet, und auch seine Gefühle für ihn sind völlig neu… Das Leben beginnt heute: FERIADO erzählt in traumhaften Bildern und mit authentischen Darstellern die Geschichte eines Jungen am Ende der Pubertät. Große Gefühle, erste Liebe, erwachende Sexualität: Autor und Regisseur Diego Araujos Film nimmt uns mit in die junge Welt Juanpis, der feststellt, daß er zu sich selbst finden muß, um sein Glück zu finden.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin

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Greta

Ort
Brasilien
Jahr
2019
Buch/Regie
Armando Praça

„Nenn mich Greta Garbo!“ raunt der altgewordene Krankenpfleger Pedro seinen Gelegenheitslovern beim Sex zu. Die Aufforderung ist ein Schrei nach Liebe und Realitätsflucht. Hollywood-Ikone Garbo verkörpert für Pedro all den Glamour, der seinem eigenen Alltag zwischen überfüllter Klinik, Sauna, Nachtclubs und tristem Wohnblock fehlt. Mit der legendären Zurückgezogenheit der Garbo redet er sich seine Einsamkeit schön. Doch dann nimmt er den jungen Jean bei sich auf, und die Einsamkeit bekommt Risse.

Armando Praças liebe- und würdevoller Debütfilm Greta erzählt von Freundschaft, Liebe, Sex und vom Alter. Pedros Verhältnis zu Krankheit, Tod und anderen Katastrophen, die ihn täglich umgeben, ist von einer mentalen Stärke geprägt, die ihn nicht so schnell die Nerven verlieren läßt. Auch nicht, als er etwas Überraschendes über Jean herausfindet. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Licht durchdringt die anfängliche Düsternis. Das ist großes Milieu-Kino mit grandiosen Darsteller*innen.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin

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Love Sick

Ort
Rumänien
Jahr
2006
Regie
Tudor Giurgiu

Alexandra (Alex) und Cristina (Kiki) studieren an der Universität von Bukarest. Eigentlich sind sie nur Freundinnen. Doch als Alex ihr Zimmer in einem berüchtigten Uni-Campus gegen eines bei Kikis Tante eintauscht, entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen den beiden. Denn Kiki wohnt bei ihren Eltern im selben Haus. Alex und Kiki werden ein unzertrennliches Paar, obwohl die beiden sehr unterschiedliche Charaktere an den Tag legen. Alex tarnt ihre starke Persönlichkeit durch eine scheinbare Ruhe und Abgeklärtheit. Sie, das Landkind, möchte ihr Studium schnell beenden, um ihre einfachen Eltern nicht zu enttäuschen.

Kiki dagegen versteckt ihre emotionale Instabilität hinter einer fast schon theatralischen und extravaganten Fassade. Die beiden sind romantische Schwärmerinnen, was sich vor allem in ihrem Interesse für entsprechende französische Literatur festmachen läßt. Diese Schwärmerei geht aber in Kikis Fall noch weiter: sie hat eine Beziehung zu ihrem Bruder Alexandru (Sandu), die weiter zu gehen scheint als gewöhnliche moralische Vorstellungen es erlauben. In einer derartigen Beziehung sieht sie die höchste Reinheit Und in dieser Beziehung sieht sie ihren sprunghaften und launischen Bruder Sandu als Ebenbild des vom Weltschmerz zerrissenen romantischen René, der Schöpfung von Chateaubriand. Sandu ist jedoch weniger romantisch, als vielmehr von krankhafter Eifersucht gequält, Eifersucht auf Alex. Folglich bringt er Kiki in ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem sie kaum entkommen kann.

Der Sommer kommt, und Alex lädt Kiki in ihr Elternhaus auf dem Land ein. Dort finden das Paar Ruhe und Frieden und begibt sich auf die Spuren von Alex Kindheit. Erst hier, und nicht in der Großstadt, in der angeblich Anonymität möglich ist und das Ausprobieren für osteuropäische Kulturen ungewohnter Lebensentwürfe, können die Mädchen ihre Freundschaft vollständig leben. Allerdings wird deren wahre Natur Alex´ Eltern nicht deutlich. Bis einen Tag unerwartet Sandu aufkreuzt.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin

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Queer und unabhängig!

Acht Jahre

Ort
Spanien
Jahr
2021
Buch/Regie
JD Alcázar

Wie könnte man die wahre Liebe vergessen? Für José ist David der Mann seines Lebens. Als er sich nach acht gemeinsamen Jahren plötzlich von ihm trennt, wird José von Erinnerungen an ihre frühere Beziehung heimgesucht, die ihm vor Augen führen, daß ihr gemeinsames Leben nicht so ideal war, wie er einst dachte.

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Las buenas costumbres

Ort
Kolumbien
Jahr
2022
Regie
Santiago León Cuéllar

Queeres Kino aus Kolumbien! Valeria ist 17, ziemlich introvertiert, und sie tanzt am Liebsten allein. Ihre Eltern schleppen sie mit auf den Bauernhof der Familie, um die goldene Hochzeit ihrer Großeltern zu feiern. Dort trifft sie auf ihre Cousine Sol (16), die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Valeria und Sol teilen sich eine Woche lang ein Zimmer, in dem Valeria ihr sexuelles Erwachen inmitten der Unterdrückung durch ihre Eltern erlebt und ein dunkles Geheimnis entdeckt, das ihre Familie schon ewig verbirgt.

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Dämonen der Dämmerung

Ort
Mexiko
Jahr
2024
Regie
Julián Hernández

Orlando und Marco sind zwei junge Männer in Mexiko-Stadt, die sich zufällige begegnen und sich ineinander verlieben. Jeden Tag kämpfen sie, um ihre Träume zu verwirklichen: Orlando will Tänzer werden und Marco möchte die Krankenpflegeschule abschließen. Auf ihrem Weg durch eine multipolare, sich ständig verändernde, aggressive Welt erkennen sie, daß sie nur mit vereinten Seelen all die Dämonen der Dämmerung bekämpfen können, die sie in der Dunkelheit der Nacht verfolgen.

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Das Ende des Schweigens

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2020
Produktion/Regie
van-Tien Hoang

Als der 17jährige Strichjunge Otto Blankenstein im Sommer 1950 von der Polizei in Frankfurt am Main aufgegriffen wird, findet sie bei ihm ein Notizbuch mit den Namen seiner Kunden. In den darauffolgenden zehn Monaten wird gegen mehr als 200 homosexuelle und bisexuelle Männer ermittelt, rund 100 werden verhaftet, quer durch alle Schichten, vom Arbeiter bis zum Arzt. Blankenstein entfacht damit eine der größten Verfolgungen einer Minderheit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Frankfurter Homosexuellenprozesse 1950/1951 stürzen hunderte Männer ins Unglück. Sie tragen dazu bei, daß der Paragraph 175 in den Jahrzehnten danach wieder als Instrument zur Verfolgung Homosexueller eingesetzt wird.

Hintergrundinformationen: Ron Steinkamp: „Eine kurze Geschichte des § 175 in der BRD“

Erwin In het Panhuis: „Eine beispiellose Hetzjagd gegen Schwule in der jungen BRD“

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Elda und die Monster

Ort
Argentinien
Jahr
2023
Buch/Regie
Nicolás Herzog

„Elda y Los Monstruos“ ist eine moderne und auch queere Rockband, „Glam“, herrlich bunte Bühne, aber wer ist die Frontfrau? Ein Frontmann? Es ist Elda, ein junger grellblonder Mann, der hier desöfteren sein vermeintliches Geschlecht zur Schau stellen kann, aber doch irgendwie eine Frau, ein Mädchen ist. Whatever. „Elda und die Monster“ ist ein sehr bunter, moderner, junger, lebensbejahender Film. Ein Versprechen, daß vieles besser wird, nicht nur beispielsweise was Rollenverhalten betrifft. Kern des Films ist eine empfindsame Reise in den Wald, in sumpfiges Gebiet, wo sich die Wasserschweine tummeln, zum Grab einer unbekannten Toten im Wald. Ein geschmücktes Grab mit Devotionalien, das Grab einer ermordeten Transperson, Binarität und Natur verschmelten miteinander. Begleitet wird das von tollen Auftritten der Band mit fabelhaften Songs.

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Like Me!

Ort
Israel
Jahr
2022
Regie
Eyal Kantor

Tom ist Anfang 20 und mag es, daß ihn die Männer begehren. Er hat das Privileg, im hedonistischen Tel Aviv zu leben, wo sich immer attraktive Typen finden, die ihn in ihr Bett bekommen. Die Zeit bis zum obligatorischen Wehrdienst versucht er, mit Jobs als Pizzabote und Fotomodel zu verschleppen. Und da ist ein Kamerad, Kumpel, der Charmebolzen Galid, den Tom unverhohlen anhimmelt. Eines nachts ist es soweit, und Galid läßt sich von Tom verführen. Doch auf eine Beziehung will er sich nicht enlassen, denn „das“ sei nichts für ihn, und außerdem sei ein Mann und habe eine Freundin. Jetzt liegt es an Tom, zu zeigen, daß Männlichkeit viele Facetten hat… Der israelische Regisseur Eyal Kantor inszeniert mit unverbrauchten attraktiven Mitwirkenden einen lässigen Film, sehr sexy und weit mehr als eine der üblichen schwulen Coming-Out-Stories. Junge Kerle, die genau wissen, wo es lang geht, und die sich doch auch nach Romantik und Zweisamkeit sehnen. Ein klein wenig „Eis am Stiel“, aber ganz ohne Albernheit, sondern ernsthaft und aufrichtig. Ein Film auf der Höhe der Zeit mit einer tollen Optik und einem starken Soundtrack.

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Mia und Moi

Ort
Spanien
Jahr
2021
Buch/Regie
Borja de la Vega

Nachdem sie ihre Mutter verloren haben, suchen Mía und Moi Zuflucht in einem baufälligen Familienhaus auf dem Lande, mitten im Nirgendwo. Mit dabei: Biel, Mois Lebensgefährte. Gemeinsam versuchen die drei, sich zu erholen und die Wunden zu heilen. Denn die auflebenden Familienerinnerungen sind schmerzhaft. Als Mías Freund Mikel aufkreuzt, der mit seinem attraktiven Wesen allen Beteiligten die Köpfe verdreht, wird das Zusammenleben vollends kompliziert. Es kommt zu einem Gewaltakt -- mit unkontrollierbaren Folgen…

MÍA UND MOI – das ist aufregendes junges queeres Kino aus Spanien. Der katalanische Regisseur Borja de la Vega inszeniert ein eindringliches Vier-Personen-Drama in flirrender Landhitze, das fesselt und berührt. In der Rolle der Mía ist Bruna Cusí zu erleben, ein Talent,  von dem man noch viel hören und sehen wird, Gewinnerin des Nachwuchs-Goya. Ihr Film-Bruder Moi wird von Ricardo Gómez verkörpert, Darsteller des Carlitos aus der preisgekrönten Langzeitserie „Cuéntame cómo pasó“.

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My Private Desert

Ort
Brasilien
Jahr
2021
Regie
Aly Muritiba

Daniel hält sich für einen „richtigen“ brasilianischen Mann. Der Polizist vom aktiven Polizeidienst suspendiert worden, gegen ihn wird intern wegen Gewalttätigkeit ermittelt. Als Sara, seine Internet-Liebe, nicht mehr auf seine Textnachrichten antwortet, beschließt er, auf der Suche nach ihr in den Norden zu fahren – eine scheinbar aussichtslose Suche. Daniel sucht Sara mit einem Foto, aber niemand scheint die Frau zu erkennen. Bis schließlich ein Mann auftaucht, der behauptet, er könne die beiden unter ganz bestimmten Bedingungen zusammenbringen. Auf Daniel wartet eine Überraschung…

Auf kluge, charmante und unaggressive Weise erzählt „My Private Desert“ eine queere Story aus der brasilianischen Einöde.

Offizielle Einreichung Brasiliens für den Oscar® 2022

ACADEMY AWARD(S)® and OSCAR(S)® mark are the registered trademarks and service marks of the Academy of Motion Picture Arts and Sciences

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Nachtkatzen

Ort
Schweiz
Jahr
2022
Buch/Regie
Valentin Merz

Da will man nur mal eine erotisch angehauchten Autorenfilm in der französischen Provinz drehen, weit weg von der modernen Zivilisation, und dann das: die Darsteller*innen verlieren sich im Wald und werden zu Zombies, der Regisseur verschwindet auf mysteriöse Weise und wird als einbalsamierte Leiche gefunden. Ein Inspektor soll Licht ins Dickicht bringen, einer, der sich ganz speziell für die sexuellen Vorlieben der Befragten interessiert. Und der Kameramann reist nach Mexiko, um dort den letzten Willen des Regisseurs zu erfüllen. Klingt strange? Ist es auch, und dabei einer der originellsten, ideenreichsten und anregendsten Filme des Jahres.

Valentin Merz hat mit einem sexuell diversen und internationalen Team eine maßlose, polymorph-perverse Horror-Post-Punk-Komödie übers Filmemachen gedreht. Ein Film auf der Kippe zwischen Sein und Schein, der neue Maßstäbe für das queere Filmschaffen setzt. Unsere Entdeckung von den Filmfestivals Rotterdam und Locarno. Hier wird Kino zur Sexualpraktik!

Im Programm der Woche der Kritik Berlin 2023

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Pornomelancolia

Ort
Argentien/Brasilien/Frankreich
Jahr
2022
Bildgestaltung/Regie
Manuel Abramovich

Lalo ist mit 34 Jahren vielleicht nicht mehr ganz so jung, das Geld braucht er aber trotzdem. „Pornomelancolía“ erzählt sein Arbeiterschicksal. Lalos Job in einer Metallwerkstatt ist schlecht bezahlt, und ihm als HIV-positiven Mann fehlt die soziale Sicherung. Nur eines hat er reichlich, Sex, vor allem virtuell. Dates, Dates, Dates, das Handy ist voll. Aus finanziellen Gründen läßt er sich auf eine Pornoproduktion ein. Die Kollegen prophezeihen ihm, mit ein paar englischen Ausdrücken könne er ein gutverdienender Star werden. Der Regisseur dreht einstweilen mit Lalo und anderen jungen Männern ein mexikanisches Revolutionsdrama, nur daß es dabei weniger um Revolution geht als vielmehr um Sex von Mann zu Mann -- Zapatismus, neu gedeutet. Bald zeigt sich, daß in der Branche Produktion und Produktionsmittel schneller definiert und verändert werden als anderswo, ebenso die Rezeption. Für Lalo eine Herausforderung, der er sich stellen muß…

„Pornomelancolía ist kein Film über Pornografie, sondern ein Film darüber, wie wir den Blicken der anderen begegnen.“ (Manuel Abramovich)

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A Stormy Night

Ort
Spanien
Jahr
2020
Buch/Regie
David Moragas Llevat

Auf der Reise von Barcelona nach San Francisco strandet Marcos in New York, weil wegen eines Sturms alle Flüge gestrichen wurden. In seiner Not kann er im Haus seiner Schulfreundin übernachten. So lernt er Alan kennen, deren Mitbewohner, der Marcos gerne für die Nacht beherbergt. Die jungen Männer haben nichts gemein, Alan hat einen festen Freund, Marcos behauptet, stolz auf sein Single-Dasein zu sein. Aber sie müssen zwölf Stunden und einen New Yorker Sturm miteinander verbringen. Im Laufe der Nacht kommt es zu einer Art herausfordernden Spiel der beiden jungen Männer, es geht um Liebe, Beziehungen, Begehren und Glück. Alan und Marcos hegen Geheimnisse, die sie mit dem unbekannten Anderen gerne teilen würden.

Und dann könnte die größte Herausforderung darin bestehen, sich am nächsten Morgen voneinander zu verabschieden zu müssen.

In klaren Schwarzweißbildern erzählt der spanische Filmemacher David Moragas Llevat traumhaft sicher die Geschichte einer zufälligen Begegnung, die Geschichte einer Nacht, an deren Ende sich das Leben der beiden jungen Männer verändert hat.

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Vento seco

Ort
Brasilien
Jahr
2020
Buch/Regie
Daniel Nolasco

Trocken, sehr trocken ist die Gegend um Catalan in Brasiliens Bundesstaat Goiás. Sandro lebt hier ein ziemlich eintöniges Leben. Er arbeitet in einer Düngemittelfabrik, geht schwimmen, abends legt er Landschaftspuzzles. Mit seinem Kollegen Ricardo führt Sandro eine rein sexuelle Beziehung. Immer scheint er etwas außerhalb zu stehen, nicht mit sich im Reinen, nirgends richtig zugehörig. Als Maicon, ein Mann wie einem Tom-Of-Finland-Comic entsprungen, in der Kleinstadt auftaucht und mit Ricardo anbandelt, setzt das aufkeimende Gefühl der Eifersucht bei Sandro einen Wandel in Gang.

Ein Film wie ein heißer, staubiger Sommer, dekoriert mit männlichen Körpern voller Leidenschaft und sexuellem Verlangen.

Im Programm der Internatioanlen Filmfestspiele Berlin

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Filme aus dem Programm von DOK Leipzig

The Gate

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2023
Buch/Regie/Koproduktion
Jasmin Herold, Michael David Beamish

In der abgelegenen Wüste von Utah befindet sich die streng geheime militärische Testanlage Dugway. Hier führt die US-Armee Tests für den Krieg von morgen durch, spezialisiert auf Atomwaffen, chemische und biologische Kampfstoffe wie Anthrax und spezielle Nervengifte. Bereits die Piloten von Hiroshima haben auf diesem Gelände trainiert. An diesem Ort, der fernab der Kriegsgebiete liegt, treffen verschiedene Personen aufeinander: ein Soldat, der schwer traumatisiert ist, ein Militärseelsorger, ein Überlebender des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und ein Vater, der nach seinem vermißten Sohn sucht. Sie alle sind stolz auf ihren American Way Of Life, aber gleichzeitig gezeichnet von den Schrecken des Krieges. Denn der Krieg hat sich unauslöschlich in die Seelen der Menschen und das kollektive Gedächtnis der USA eingeprägt. Die USA sind seit Jahrzehnten das Land mit den weltweit höchsten Militärausgaben.

Der bildgewaltige Film nähert sich seinen Protagonisten vorurteilsfrei und zeigt, wie sie sich in einem Gesellschaftssystem bewegen, das Gewaltanwendung als Freiheitsrecht betrachtet. Was bedeutet es, wenn Waffen und die damit verbundenen Rituale zur Stärkung des familiären Zusammenhalts genutzt werden? Wenn Schießübungen als Bindungsmaßnahme zwischen Vätern und Söhnen dienen? Und wenn über allem die Angst schwebt und täglich tiefer ins Leben einsickert, unbeeindruckt von der alltäglichen Aufrüstung?

Im Programm von DOK Leipzig

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Heimat ist ein Raum aus Zeit

Ort
Bundesrepublik Deutschland/Österreich
Jahr
2019
Buch/Regie/Sprecher
Thomas Heise

Was bleibt? Biografien hinterlassen Spuren. Die Zeitläufte auch. Wie sich das eine zum anderen verhält untersucht Thomas Heise in „Heimat ist ein Raum aus Zeit“.

Der Film folgt den biografischen Spuren einer zerrissenen Familie über das ausgehende 19. und das folgende 20. Jahrhundert hinweg. Es geht um Menschen, die einst zufällig zueinander fanden, dann einander verloren. Deren verbliebene Kinder und Enkel jetzt verschwinden. Es geht um Sprechen und Schweigen. Erste Liebe und verschwundenes Glück. Väter, Mütter, Söhne, Brüder, Affären, Verletzung und Glück in wechselnden Landschaften, die verschiedene, einander durchwuchernde Spuren von Zeiten in sich tragen.

Eine Collage aus Bildern, Tönen, Briefen, Tagebüchern, Notizen, Geräuschen, Stimmen, Fragmenten. „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ ist ein Nachdenken über die Zeit und die Liebe in ihr, den Menschen, in Tönen, Bildern und Sprache. Immer bleibt ein Rest, der nicht aufgeht.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin

Im Programm von DOK Leipzig

Gewinner des Caligari-Filmpreises 2019

Gewinner Meilleur long métrage de la Compétition Internationale Visions du Réel Nyon 2019

Gewinner Deutscher Dokumentarfilmpreis 2019

Gewinner Chantal Akerman Award Jerusalem Film Festival 2019

Gewinner The Avner Shalev—Yad Vashem Chairman’s Award For Artistic Achievement In Holocaust-Related Film Jerusalem Film Festival 2019

Gewinner Special Jury Prize – International Feature RIDM Montréal 2019

Gewinner Jury-Preis Lanzarote Muestra Internacional de Cine

Preis der deutschen Filmkritik 2019

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Uta

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2019
Buch/Regie
Mario Schneider

Uta stand der DDR-Underground-Kultur nahe und verdient sich ihre Groschen als Straßensängerin. In einfachsten Verhältnissen lebend und von schweren Schicksalsschlägen gezeichnet, sieht sie stets das Gute im Menschen. Wie groß ihr Herz tatsächlich ist, wird auf den Prüfstand gestellt, als ihr langjähriger Lebensgefährte Jens sich in einen jungen Schauspieler verliebt.

Im Programm von DOK Leipzig

Filmgespräch mit Mario Schneider bei DOK.fest München 2020

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While The Green Grass Grows

Ort
Schweiz/Kanada
Jahr
2023
Buch/Regie/Bildgestaltung/Ton
Peter Mettler

Ein Film, der uns Achtsamkeit lehrt. In seinem audiovisuellen Tagebuch nimmt der preisgekrönte schweizerisch-kanadische Filmemacher Peter Mettler Abschied von seiner Mutter und von seinem Vater. Der Film geht jedoch weit über eine persönliche Trauerarbeit hinaus. In einer stets dialogisch ausgerichteten Suchbewegung über den Lebenszyklus denkt er über das Diesseits und das Jenseits, über das Sein und die Zeit nach. Es ist ein ewiger Kreislauf und ein Fließen -- wie das fortwährende Vorbeiziehen von Wolken und Flüssen.

Visuell und inhaltlich schöpft Peter Mettler aus persönlichen Gesprächen, aus philosophischen und spirituellen Texten wie auch aus seinem eigenen Film- und Soundarchiv. Sein Zugang ist geprägt von Offenheit und Demut gegenüber dem Leben und der Natur. Diese aufmerksame Haltung charakterisiert die Auffassung des Regisseurs vom „Filme Machen“ per se, die sein ganzes Werk bestimmt. „While The Green Grass Grows“ umfasst zwei Teile eines größer angelegten epischen Tagebuchprojekts mit gleichnamigem Titel.

Im Programm von DOK Leipzig · Goldene Taube 2023

while-the-green-grass-grows.de

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Ausgezeichnete Filme -- Prädikat: wertvoll/besonders wertvoll

Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2014
Produktion/Buch/Regie
Claudia Funk

Unsere heutige Gesellschaft altert rasch, das Thema „Altern in Würde“ wird immer wichtiger. Welche Alternativen gibt es zum viel diskutierten Pflegemodell? Wie und unter welchen Umständen wollen wir selbst altern? Der abendfüllende Dokumentarfilm „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“ von Claudia Funk zeigt auf spannende und humorvolle Weise, wie im rumänischen Siebenbürgen ein ganz anderes Modell für das „Altern in Würde“ erfolgreich praktiziert wird. Dieses Modell eines gemeinsamen Lebens im Alter steht im Mittelpunkt des Films.

Die Siebenbürger Sachsen leben in einer Zentralregion Rumäniens, die etwa so groß wie Bayern ist. Nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceaușescu 1989 sind von den etwa 120.000 Sachsen nur noch ca. 10.000 in ihrer Heimat geblieben, vor allem die Älteren und Alleinstehenden. Ungefähr 30 dieser Menschen im Alter zwischen 60 und 90 Jahren leben zusammen in einem Altersheim in Hetzeldorf/Aţel. Der einfühlsame Film beobachtet mit pfiffigem Witz, aufgenommen in klaren, schönen Bildern das Alltagsleben seiner Bewohner. Sie beackern 12 Hektar Land, kümmern sich um Kühe, Schafe und Hühner. Jeder tut das in seinem Tempo, jeder so lange und so gut er kann. Sie bekommen für ihre Arbeit etwas, was in Deutschland selten geworden ist: das Versprechen, in ihrer gewohnten Umgebung und in Würde alt werden zu können. Egal wie lange es dauert, egal, was es kostet. Sie werden im Altenheim gepflegt bis zum letzten Tag. Ein Drittel der anfallenden Kosten kann das Altenheim eigenständig erwirtschaften, der Rest kommt von Zuschüssen und Spenden.

Aber die Arbeit ist nicht der einzige Grund, warum jeder hier seine Aufgabe hat. „Das macht auch etwas mit dem Menschen”, sagt Ursula Juga Pintican, die Leiterin der Diakonie Mediasch, dem Träger des Altenheims. „Man gibt ihm ein bißchen mehr das Gefühl, daß er gebraucht wird. Daß er nicht nur hergekommen ist, und da jetzt wartet auf sein Ende.“

Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) hat den Film einstimmig mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichnet. Er ist „ein kluger Dokumentarfilm“, in dem sich „die Autorin auf unaufdringliche Art ihren Protagonisten nähert und ihnen immer genügend Raum und das Vertrauen gibt, zu Wort zu kommen und ihre Sicht auf das Leben zu offenbaren. Das Altenheim von Atel gleicht einer Alten-WG, in der sich die Bewohner gegenseitig unter die Arme greifen und damit noch nicht vollständig aufs Altenteil ,abgeschoben‘ wurden. [.] Das kann auch ein generelles Modell für das Zusammenleben in einer alternden Gesellschaft sein“, urteilte die FBW-Jury.

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Augenlied

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2003
Buch/Regie
Mischka Popp, Thomas Bergmann

Sieht jemand, der nicht sieht, nichts? Blindheit ist für Sehende faszinierend. Und erschreckend. Und unvorstellbar. Wie sehen Blinde die Welt? Wir haben eine Reise durch Europa gemacht. Und ganz unterschiedliche Menschen getroffen. Alle sind blind. Ein Film mit Blinden. Aber er handelt vom Sehen. Vom Sichtbaren und Unsichtbaren. Vom Hören, vom Riechen. Von Schönheit und vom Schrecken. Von Träumen. Von der Wahrnehmung der Welt mit allen Sinnen. Ein Film über uns. Über unsere Netzhaut, unsere Wahrnehmung. „Sehende, scheint mir, sehen wirklich nicht sehr viel“ sagt John Hull in unserem Film. Und lacht. Und erzählt uns eine Traumgeschichte, wild und wüst. Alle Blinden sehen. Aber nicht wie wir. „Augenlied“ ist ein Film über den Verlust. Und ein Film über den Reichtum. Ein Reichtum, der -- wie verborgen auch immer -- in uns allen ist. Plötzlich, mitten in Frankfurt, sagt Janis, die blinde Mutter: „Ich rieche den Wind vom Meer.“ Und John, der Professor aus England, weiß die Antwort auf die Frage: Warum küßt man mit geschlossenen Augen? (Text: Mischka Popp und Thomas Bergmann) Ausgezeichnet mit dem Hessischer Filmpreis 2003

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Losers And Winners

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2006
Produktion/Buch/Regie
Ulrike Franke, Michael Loeken

Eine gigantischen Industrieanlage verschwindet: Eineinhalb Jahre lang begleiten die Filmemacher Ulrike Franke und Michael Loeken die Demontage einer Kokerei in Duisburg durch die Käufer aus China. Der Film erzählt Geschichten entlang des Verschwindens: Wie die Koker im Pott Ankunft und Arbeitsweise der Chinesen erleben, was sie fühlen, wenn sie mit der modernsten Kokerei der Welt auch ihren Stolz schwinden sehen, aber auch die Belastungen. und Konflikte in der 60-Stunden-Woche der chinesischen Arbeiter fernab ihrer Heimat und ihrer Familien, zwischen Zukunftseuphorie und Zweifeln.

Zwei Welten treffen aufeinander. Doch wer ist am Ende Gewinner, wer Verlierer, wenn die Arbeit samt „Wirtschaftswunder“ auswandert und eine deutsche Region das Phänomen Globalisierung auf einmal ganz konkret am eigenen Leib zu spüren bekommt, während im Reich der Mitte täglich neue Visionen entstehen und vergehen?

Ausgezeichnet mit dem Adolf-Grimme-Preis 2009

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love, peace and beatbox

Ort
Bundesrepublik Deutschland
Jahr
2007
Buch/Regie/Schnitt
Volker Meyer-Dabisch

Zischen, Zirpen, Knistern, Knarren, Quietschen, Gluckern, Wummern oder ein schlichtes Plopp -- es gibt kein Geräusch, das ein Beatbox-Crack nicht mit seinem Mund nachmachen könnte. Beatboxing oder Mouthdrumming gilt nach Rap, DJing, Breakdance und Graffiti als das fünfte Element des Hip-Hop. Wie in vielen anderen Großstädten hat sich auch in Berlin in den letzten Jahren eine vielschichtige Szene entwickelt. Zu ihr gehört 4xsamples. Sie sind die amtierenden Vizeweltmeister im Teambattle und gehören zu den populärsten Bands der Republik. Die von DJ Mesia, BeeLow und dem 2003 ermordeten Maxim erfundene Beatboxmeisterschaft ist mittlerweile bis nach Australien exportiert worden. 2006 begann der Filmemacher Volker Meyer-Dabisch die Protagonisten der Berliner Beatbox-Szene bei ihren Auftritten, im Studio und beim Proben zu beobachten. In seinem Film „love, peace & beatbox“ stellt er jetzt die wichtigsten Protagonisten der Szene vor, läßt sich ein in ihren Kosmos der Töne, Rhythmen und Geräusche, lauscht ihrer Kunst und erklärt dem Publikum die Beatbox-Welt.

Im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin

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